Ein weiterer ganz besonderer Ausflug war mein Besuch im Gesha Village kurz vor der Süd-Sudanesischen Grenze. Das Gesha Village ist eine privat geführte Kaffeefarm, die in 1900 Metern Höhe in den Bergen in der Bench Maji Zone liegt. In dieser abgeschiedenen Region läuft das Leben noch sehr ursprünglich ab und die nächste kleinere Stadt liegt ca. 50km entfernt. Da es hier praktisch keine automobilen Verkehrsmittel gibt, legen die Menschen hier – die Meanit – alle Strecken zu Fuß oder tatsächlich noch zu Ross zurück. Der Schotterweg zum Gesha Village ist in schlechtem Zustand und so ist die Anreise auch sehr beschwerlich und nur mit einem Allradfahrzeug zu bewältigen.
Umso mehr haben wir uns gefreut, als wir das Ziel erreicht haben. 7km entfernt vom Gesha Village liegt das Dorf Gesha und so auch DIE Heimat der Gesha Varietät. Nachdem diese Varietät in Panama Anfang der 2000er aufgrund ihres außergewöhnlich exotisch-fruchtig und floralen Geschmacks einen einzigartigen Ruf entwickelt hat, haben sich Kaffeeforscher auf Entdeckungsreise nach dieser Varietät nach Gesha begeben und im Umkreis nach der Ursprungspflanze gesucht. Die Recherche deutet darauf hin, dass unweit von diesem Dorf, in dem Gori Gesha Wald, der genetische Ursprung dieser besonderen Varietät liegt. Das Gesha Village hat ein paar dieser ursprünglichen Gesha Varietäten vervielfältig und auf ihrem Terroir ausgepflanzt. Vor 4 Jahren wurden die ersten Pflanzen eingepflanzt und im letzten Jahr gab es die erste kleine Ernte. Die Qualität dieser Ernte wusste bereits zu überzeugen. Von der diesjährigen Ernte konnte ich mir nun selbst ein Bild verschaffen und ich war wirklich begeistert von der Art und Weise, wie akurat das Pflücken und die Verarbeitung ablief. Die Pflücker achten akribisch darauf, nur die roten Kirschen zu ernten und bevor die Kirschen verarbeitet werden, werden sie auf einer Plane nochmals vorsortiert. Die weitere Verarbeitung findet sowohl im washed processing als auch im sundried processing statt. Die Kirschen werden nach „day lots“ separiert, so dass die vollständige Transparenz bis zum Endprodukt gewährleistet ist.
Neben der vorbildlichen Farmleitung ist das Gelände einmalig: Ein großer Wald liegt auf dem Farmgelände und wurde von den Besitzern als Biosphäre geschützt. Inmitten des Waldes gibt es noch vom Aussterben bedrohte Baumarten und im Zentrum gibt es einen herrlichen Wasserfall. Dieses besondere Mikroklima des Waldes spiegelt sich auch positiv im Kaffeegeschmack nieder und verleiht ihm wilde Geschmacksnuancen. Die ersten ganz frischen Samples konnte ich vor Ort bereits cuppen und ich kann definitiv sagen, dass im Gesha Village phänomenal tolle Qualitäten produziert werden. Wer weiß, vielleicht werden wir auch mal als Special einen Gesha Kaffee anbieten.