Barisieur Design Wecker & Kaffeemaschine im Test 2024
Den Barisieur kannst du nicht im Büro testen. Das wäre unfair, denn dort hat er keine Macht. Der Barisieur ist ein König und sein Reich liegt irgendwo zwischen Kopfkissen und Waschbecken, irgendwann zwischen Aufwachen und dem ersten Anflug eines aktiven Gedankens. Der französische Philosoph René Descartes sagte einst “Cogito, ergo sum” – Ich denke also bin ich”. Wenn du dem Barisieur die Tasse frischen Filterkaffees vom Nachttisch raubst, bist du noch nicht. Doch mit jedem Schluck bringt er dich ins Denken. Er bringt dich ins Sein.
Während ich am Freitagabend mit sorgfältig verpacktem Barisieur auf dem Schoß in der Bahn sitze und aus dem Büro ins Wochenende stolpere, stelle ich mir vor, dass der Hersteller Joy Resolve mir ungefähr so etwas sagen würde. “Klingt fair”, denke ich mir – weshalb dieser Test nicht Dienstagnachmittags am Schreibtisch, sondern Samstagmorgens im Bett stattfindet.
Unsere Testübersicht
Du hast nur 2 Minuten Zeit? Unser Testergebnis in Kürze
Der Barisieur ist ein hochwertig verarbeiteter Kaffeewecker, der nicht nur gut aussieht, sondern auch einfach zu bedienen ist und dir bietet, was kein anderer Zubereiter kann: ein sanftes Erwachen zum Duft einer vollautomatisch frisch gebrühten Tasse Filterkaffee. Mit dem Geschmack einer perfekt von Hand aufgebrühten Tasse hält der Barisieur nicht mit, doch das Gesamtpaket wiegt das auf.
Vorteile:
- qualitativ hochwertig
- einfach zu bedienen
- integriertes Kühlfach für Milch
- Sprühkopf brüht gleichmäßig
- leicht zu reinigen
- Kaffee. Direkt nach dem Aufwachen.
Nachteile:
- Menge nicht einstellbar
- Kaffee verliert über Nacht an Aroma
Der Barisieur
Getestet mit unserem Sierra Nevada
Was kann der Barisieur?
Joy Resolve nennt seinen Barisieur “Design Wecker & Kaffeemaschine”. Diese drei Worte fassen es bestens zusammen. Er sieht verdammt schick aus, er hat eine Weckfunktion und er bereitet vollautomatisch Pour-Over Kaffee zu. Am Vorabend wird Wasser aufgefüllt und Kaffeemehl in den Filter gepackt. Anschließend werden Weckzeit und Brühverzögerung eingestellt. Den Brühvorgang kann man in 5-Minuten-Intervallen von 5 Minuten vor bis 15 Minuten nach Klingeln des Weckers beginnen lassen. Es gibt eine Snooze-Funktion und es ist auch möglich, den Barisieur nur als Wecker oder nur zur Kaffeezubereitung zu nutzen. Praktisch: Ein mitgeliefertes Gefäß kann mit Milch befüllt und automatisch gekühlt werden, sobald es in die vorgesehene Einlassung an der Oberseite gesteckt wird. In einer kleinen Schublade an der Vorderseite lässt sich eine Wochenration Kaffee verstauen.
Unboxing und erster Eindruck
Ein neues Gadget auspacken ist eine Freude an sich. Dieses Hochgefühl ist auch beim Barisieur spürbar. Die Einzelteile sind in dicken Schaumstoff eingelassen, somit bruchsicher verpackt und elegant präsentiert. Hat man die Teile ausgepackt, braucht es keine 30 Sekunden, um den Kaffeewecker zusammenzusetzen.
Einmal zusammengebaut, bestätigt sich der hochwertige Eindruck des Geräts nicht nur optisch, sondern auch haptisch: Die Kombination aus Edelstahlbasis und Echtholzaufsatz hat ein angenehmes Gewicht und vermittelt ein edles Feeling, während sich das Röhrchen aus hitzebeständigem Borosilikatglas, das vom Wasserkolben zum Sprühkopf führt, deutlich stabiler anfühlt, als es auf Bildern aussieht.
Ich krame den Netzstecker aus der Verpackung, stöpsele ihn in die Steckdose und werde auf dem Display blau auf schwarz mit einem Wort begrüßt:
“BARISIEUR”
Auf geht’s.
Bedienung und Einstellung des Barisieurs
“Die Bedienungsanleitung des Barisieurs sollte der Goldstandard sein”, denke ich mir. Ein kleiner Flyer. Alles drauf. Die Einstellung des Weckers ist denkbar einfach:
- Drehrad an der rechten Seite des Gehäuses gedrückt halten, bis zum zweiten Piepton warten. Uhrzeit einstellen.
- Drehrad nochmal gedrückt halten, bis zum ersten Piepton warten. Weckzeit einstellen.
- Kurz auf MAKE drücken, um die Brühfunktion zu aktivieren.
- Über BREW DELAY einstellen, ob der Brühvorgang vor, während oder nach dem Weckton starten soll.
So weit, so gut. Jetzt nur noch das Wasser bis zur Fülllinie in den Kolben geben und Kaffeemehl in den Filter. Leider gibt es keine Angabe, wie viel Wasser der Barisieur beim Brühen verwendet; laut meiner Internetrecherche sind es 160 ml. Deshalb fülle ich 10,5 Gramm Sierra Nevada Kaffee ein.
Zähne putzen, Pyjama an, Licht aus, zudecken. Gute Nacht, Barisieur.
Einfach zu bedienen & schnell eingestellt
Test Nr 1: Samstagmorgen
Blubb blubb blubb.
Ich habe den Brühvorgang so eingestellt, dass er fünf Minuten vor der Weckzeit beginnt, werde aber bereits vom Gluckern heißen Wassers sanft geweckt. Der Barisieur brüht nicht laut, doch wenn er direkt am Bett steht, wird man vom Heizen der Induktionsplatte geweckt. “Besser als jeder Alarmton”, denke ich mir und beobachte verträumt, wie sich die Tasse allmählich mit Kaffee füllt, ohne dass ich auch nur einen Finger rühren muss. Ein prüfender Blick bestätigt, dass der Sprühkopf tatsächlich gleichmäßig das Kaffeemehl befeuchtet, ohne dass Klumpen entstehen. So weit, so gut! Hätte ich auch nicht besser hinbekommen.
Doch schmeckt er auch wie selbst gebrüht? Ich nehme den ersten Schluck und vergleiche ihn in Gedanken mit der Tasse Sierra Nevada, die ich gestern im V60 aufgebrüht habe.
“Schmeckt ein bisschen flacher, etwas weniger intensiv.”
Woran könnte das liegen? Mir fallen zwei Gründe ein:
- Vielleicht sind’s doch mehr als 160 ml Wasser?
- Der über Nacht ungeschützt im Filter liegende Kaffee verliert an Aroma.
Ich zelebriere noch kurz, dass ich gerade Kaffee trinke, obwohl ich noch nicht mal aufgestanden bin, rolle mich schließlich aber aus dem Bett und hole die Waage raus. Im Wasserkolben schwappt noch ein wenig ungenutztes Wasser – knapp 70 ml. Ich fülle den Kolben bis zur Fülllinie – 210 ml.
10,5 g Kaffee auf 140 ml Wasser entspricht schon einem starken Brühverhältnis. Trotzdem plane ich, am Abend 12 g Kaffee in den Filter zu geben. Dass die Aromen von Kaffeebohnen im unverpackten Zustand flüchtig sind, haben wir vor kurzem in einem Blindtest bestätigt. Die Bohnen nicht direkt vorm Brühen mahlen zu können, ist ein Kompromiss, den man bei Kaffeezubereitern mit Timer-Funktion nun mal eingehen muss. Aber möglicherweise kann man das weniger intensive Aroma mit einem noch stärkeren Brühverhältnis ausgleichen?
Test Nr 1: Sonntagmorgen
Blubb blubb blubb.
12 g Kaffee haben das Problem mit der Stärke gelöst: Ein Aromaverlust durch die Exposition des Kaffeemehls ist noch immer zu schmecken, aber nichtsdestotrotz kommt diese Tasse deutlich näher an meinen manuell gebrühten Sierra Nevada Kaffee vom Freitag ran.
Im Wasserkolben sind wieder rund 70 ml Wasser zurückgeblieben – der Barisieur ist konstant. Zufrieden mit dem Ergebnis entnehme ich den feinmaschigen Metallfilter und säubere ihn. Dank des Permanentfilters braucht es keine Papierfilter – cool! Durch die feinen Löcher gelangen zudem mehr Fette und Öle in den Kaffee als bei der Zubereitung mit Handfilter oder Chemex. So entsteht ein volles Mundgefühl. Besonders säurearme Kaffees, die mindestens einen mittleren Röstgrad haben, kommen so hervorragend zur Geltung.
Fazit zum Barisieur
Würde ich dir den Barisieur empfehlen? Das kommt ganz drauf an, was dir beim Kaffeetrinken wichtig ist. Der schnieke Kaffeewecker kann zwar geschmacklich nicht mit einem perfekt gebrühten Filterkaffee aus dem V60 oder der Chemex mithalten, bietet aber Vorzüge, die über den Geschmack hinausgehen. Denn auch der beste Kaffee muss erstmal zubereitet werden, was der Barisieur dir nur zu gerne abnimmt.
Wenn neben Geschmack deines Kaffees auch die Ästhetik des Zubereiters und Komfort eine wichtige Rolle spielen, dann ist der Barisieur vielleicht dein neuer Lieblingsgegenstand. Das unvergleichliche Glücksgefühl, mit einem fertigen Filterkaffee geweckt zu werden, wird ganz sicher auch nach Jahren noch wie am ersten Tag sein – ich könnte mich problemlos dran gewöhnen.